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Interview mit Deva Premal und Miten

Deva Premal und Miten, was hat Euch beide inspiriert spirituelle Musiker zu werden? Ist nicht jede Musik göttlich?
Ja, alle Musik ist göttlich - sie ist einfach ein Mittel, um das auszudrücken, was wir nicht in Worte fassen können. Im Wesentlichen sind wir von der Emotionalität, die Liedertexte ansonsten in sich tragen, befreit und zwar auf Grund der Eigenschaft von Mantras an sich. Mantras sind Klangformeln mit dem Potential, unsere Physikalität und Meta-Physikalität zu beeinflussen. Wir versuchen nicht, etwas zu sagen, was noch nie jemand vorher gesagt hat, oder etwas in der Art. So einen Stress muten wir uns nicht zu...

Yogarelations: Die meisten Lieder sind Liebeslieder, nicht wahr?
Deva Premal und Miten: Sicher, Mantras sind auf eine Art auch Liebeslieder, aber sie wenden sich nicht an jemand einzelnen. Zudem sind sie bereits geschrieben worden! Sie bitten um nichts, sie beschreiben noch nicht einmal irgendetwas. Sie befassen sich mit einer anderen Dimension, wo Emotionen zweitrangig sind, wo es um den Klang an sich geht.

Yogarelations: Mantras wiederholen sich von Natur aus wird Euch niemals langweilig, sie zu singen oder sehnt Ihr Euch manchmal nach etwas Neuem?
Deva Premal und Miten: Es ist so: wir singen jetzt seit 20 Jahren diese Mantras und ich schwöre bei Gott, jedes Mal, wenn wir an eine Grenze stoßen, bleiben wir einfach dran, weil wir wissen, dass es eine wilde Fahrt wird und dann ist es eine ekstatische Erfahrung, zu sehen, wie die Mantras transformieren. Das Wichtigste aber ist, und das wird leicht übersehen oder missverstanden, die Kraft der Wiederholung. Wir singen und fangen an, unsere gewöhnliche Perspektive zu verlieren und haben die Möglichkeit, uns in einen viel weiteren Raum hinein zu begeben. Und ja, das kann ein bisschen albern aussehen, eine Menschenmenge, die sich selber in Trance singt, aber so sieht auch das Liebemachen aus, wenn man von außen drauf schaut. Es ist wie eine Droge. Wenn du sie einmal nimmst, bist du abhängig. Eine wunderschöne Obsession, wie Van Morrison sagt.

Yogarelations: Ist es möglich, eigene Mantras oder Lieder im Stil der traditionellen Kirtans oder Mantras zu schreiben?
Deva Premal und Miten: Ja, das kann man. Bei uns funktioniert das so, dass mir Deva ein bestimmtes Mantra bringt, das in ihr irgendetwas zum Schwingen bringt (davon gibt es Tausende) und wir fühlen in es rein, bis eine Melodie daraus entsteht, die die Stimmung des Mantras und worum es bei dem Mantra geht, ausdrückt. Deva wurde zu den Klängen der Stimme ihres Vaters geboren, der das Gayatri Mantra während ihrer Geburt sang und sie sang dieses Mantra noch ihre ganze Kindheit lang.

Sie war ein frühreifes Kind - im Alter von elf Jahren wollte sie nachdem sie das Video eines Diskurses von Osho (der damals noch als Shree Bhagwan Rajneesh bekannt war) gesehen und eine seiner Meditationstechniken erfahren hatte, seine Schülerin werden. Mit der Zustimmung ihrer Eltern verbrachte sie den Rest ihrer Schulzeit komplett in rot gekleidet und mit einer Mala um den Hals - und sie benutzte damals auch schon den Namen, den Osho ihr gegeben hatte, Deva Premal.

Yogarelations: Zu welcher Musik fühlt Ihr Euch hingezogen, wenn Ihr keine spirituellen Lieder hört? Welche Musik inspiriert und bewegt Euch?
Deva Premal und Miten: Mich persönlich bewegt Spirit Musik. Das beinhaltet alles von den Beatles, Blind Willy Johnson and Howlin Wolf bis hin zu Bombay Jayashree und Bobby McFerrin. Deva ist ein Jagjit Singh Freak, Bobby McFerrin, indische Bhajans (z.B. Arun, Shankar Mahadevan) und sie geniesst afrikanische Musik Ali Farka Toure.etc)

Yogarelations: Womit kämpft Ihr im Alltag, um Eure eigene spirituelle Praxis aufrechtzuerhalten?
Deva Premal und Miten: Wir kämpfen nicht, vielleicht stehen wir ja kurz davor, wer weiß. Aber bis jetzt waren die letzten 20 Jahre wie ein sanfter Windhauch. Frag mich nicht, was das Geheimnis ist, ich weiß es nicht. Also doch ...ok...es ist eine Mischung aus Oshos Lehren, Musik und Mantras. Wir haben ein paar Dinge, die wir täglich machen. Für Deva ist das Yoga zum Beispiel, aber das geht auch nicht immer in Hotelzimmern. Die beständigste Praxis, die wir machen, ist, jeden Morgen den Körper 15 Minuten lang zu schütteln.

Yogarelations: Ermüdet es Euch manchmal, so viel unterwegs zu sein? Wie haltet Ihr Euren Raum und Eure Privatspähre?
Deva Premal und Miten: Ich habe von befreundeten Musikern gehört, dass das ständige unterwegs sein ermüdend sein kann. Sie haben ein zu Hause und Familien etc.. In unserem Fall ist das anders. Wir haben in dem Sinne kein zu Hause, keine feste Basis. Also schauen wir nie zurück. Irgendwie sind wir immer zu Hause. Das ist kein spirituelles Konzept, es ist einfach so, wenn es nichts gibt, wohin man zurück gehen kann, macht man sein zu Hause, wo immer man gerade ist.

Klar kann das viele unterwegs sein manchmal ermüden, aber es schlaucht uns nie. Jedes Mal, wenn wir spielen, können wir wieder neu starten. Und was uns als öffentliche Personen angeht, mit dem Konzept können wir nichts anfangen. Wir sind keine Darsteller, wir müssen nichts beweisen. Die Menschen, die unsere Musik lieben, sind unsere Freunde, sie sind alle gute Menschen- Es gibt keine komischen Typen, wenn wir also jemanden kennenlernen, geschieht das immer mit einer Umarmung und Augenkontakt----ganz einfach.

Lieben Dank für dieses Interview.

Mehr über Deva Premal und Miten

Deva Premal und Miten
1990 haben sich Deva Premal & Miten in einem Ashram in Indien kennengelernt. Seitdem haben sie Millionen von westlichen Zuhörern in die Welt der östlichen Traditionen geführt. Inzwischen haben sie Millionen Alben verkauft und geben weltweit Konzerte.
Fotos © Donatella Parisini

von Andrea Danke

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