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Die Macht des Herzens - von Turiya Hanover

„Das Herz ist ein einsamer Jäger“ ist der Titel eines berühmten Buches. Dieses wunderschöne Buch ist eine Poesie des Herzens. Es kam mir sofort in den Sinn, als ich anfing diese Zeilen zu schreiben. Unser Herz trägt so viel, hat so viel Bedeutung, und doch wissen wir oft gar nicht, dass wir ein Herz haben. Oft erst wenn wir verlassen werden, einen tiefen Schmerz empfinden, wachen wir plötzlich auf und entdecken durch Schmerzen, dass wir ein Herz haben. Manche Menschen entdecken ihr Herz erst, wenn sie verliebt sind. Doch verliert sich das Gefühl oft im täglichen Allerlei. Wir verlieren diesen hellen und belebenden Raum und werden wieder ‘normal’, gleichgültig oder aber auch abgestumpft.

Unser Herz ist eines der größten Transformatoren in unserem Körper und unserem Geist. Wenn wir glücklich sind, dann sieht die Welt farbig und bunt aus, und ist voll mit Leben und Vertrauen. Wenn wir von unserem Herzen abgetrennt sind, schaut die gleiche Welt plötzlich grau und unendlich einsam und verloren aus. Es ist das gleiche Äußere, aber innen drin habe ich mein Herz verschlossen. Und das lässt die Welt als grau und unendlich bedeutungslos erscheinen.

Der Schlüssel liegt in uns

Der Schlüssel liegt tief in unserem Herzen verborgen. Es gibt eine sehr schöne Sufi Geschichte. Gott wird gefragt, nachdem er die Welt erschaffen hat, wo man ihn denn nun finden kann. Erschöpft, nach der langen Arbeit des Erschaffens, überlegt er lange hin und her. Und endlich beschließt er: „Ich werde mich im Herzen aller Menschen verstecken. Dort wird man am wenigsten nach mir suchen.“ Die Liebe nach der wir suchen, ist in unserem Herzen verborgen. Schon in dem “Kleinen Prinzen” schreibt Antoine de Saint-Exupéry: “Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.”

Warum ist es dann so schwierig mit dem Herzen zu sehen und zu spüren?

Wir waren alle einmal Kinder, die geboren wurden mit einem unschuldigen Herzen, voll von Liebe, Unschuld und Vertrauen. Die meisten von uns sind maßlos verletzt worden, oft durch unbewusstes Handeln der Eltern, Umwelteinflüssen und anderen Faktoren. Und, weil diese Verletzungen und Vernachlässigungen einfach zu weh getan haben, haben wir uns zu gemacht und verschlossen. Die Erfahrung ist: wenn ich offen bleibe, dann werde ich ja nur noch mehr verletzt. Also muss ich mich schützen, und es mit mir alleine ausmachen. Das Herz wird zu einem einsamen Jäger.

Wir lernen uns zu verschließen. Wir legen einen Schutzwall um unser Herz, damit wir überleben können. Oft steht auf diesem äußerlichen Schutzwall geschrieben: “Komm mir nicht zu nah!” oder “Ich sehne mich nach Liebe, aber nur wenn Du mir niemals weh tust!“ Und natürlich finden wir nur ganz selten und oft auch nur für kurze Zeit diese Bedingungen. Selbst wenn wir uns für die Liebe öffnen, werden wir dann doch irgendwann enttäuscht, verraten oder selbst wenn alles gut geht, wird irgendwann mein Partner mich verlassen, indem er oder sie stirbt. Das Herz wird in jedem Falle immer und immer wieder verletzt werden.

Welche Wahl haben wir?

Entweder wir verschließen uns und bleiben einsam, und dafür aber sicher. Manchmal sogar todsicher. Und wir erleben ein Leben, in dem niemand einen verletzen kann. Was dafür bleibt, ist oft die große Einsamkeit und die unendliche Sehnsucht nach Liebe. Oder aber ich kann beschließen mein Herz zu öffnen. Das heißt, eine Bereitschaft zu haben zu fühlen. Eine Bereitschaft mich in Beziehungen zu öffnen, auch wenn ich vielleicht verlassen werde oder auch enttäuscht werde. Es ist eine Offenheit, Dich den eigenen Verletzungen und Schmerzen zu stellen. Es ist eine Bereitschaft zu fühlen, auch wenn es weh tut. Und mich nicht sofort aus dem Leben und der Liebe zurück zu ziehen. Mit diesem Schmerz in Offenheit zu sein, braucht Mut und auch ein Wissen, das wenn ich mich dem wirklich stelle, ich mein Herz wieder öffnen kann.

Es ist eine Bereitschaft dieses Leben zu leben, auch wenn es ab und an weh tut. Wenn Du diesen Schmerz wirklich erlaubst, kannst Du zu dem Kern Deines Wesens dringen. Ganz tief innen drin ist der göttliche Funken, ganz tief innen drin ist unser ‘Zuhause’, ganz tief innen drin ist ‘Liebe’, die nicht abhängig ist von Außen. Liebe - die immer da ist, egal wo ich bin. Die bei mir ist und nicht bei dem Anderen. Liebe - die unabhängig ist von Bedingungen. Es ist ein ‘Ja‘ zum Leben. Wie kann ich mein Herz heilen?Indem ich aufrichtig und ehrlich mit meinen Verletzungen bin. Und mir erlaube zu fühlen. Setze Dich hin, nimm Dir einen Moment Zeit, leg die Hand auf Dein Herz und spüre wie sich Dein Herz anfühlt. Wenn es weh tut, lass es weh tun und heiße den Schmerz willkommen. Wenn es verletzt ist, heiße Dein Herz willkommen - so wie Du ein kleines Kind willkommen heißen würdest, das gerade verletzt worden ist. Gib dem Deine ungeteilte Aufmerksamkeit. Und wenn Du es so annimmst wie es ist, gib Dir Raum Dich darin zu spüren.

Heiße Dich willkommen

Diese Akzeptanz transformiert diesen Schmerz und diese Wunden oft schneller als wir denken. Gib Dir Raum und Zeit dazu. Oft hilft es auch mit einem anderen Menschen darüber zu reden, Dich einfach mit zu teilen und aus der Isolation raus zu kommen. Wenn der Schmerz gefühlt ist, kommt oft ein Gefühl von Verletzlichkeit, das dann zu unserem innersten Kern führt, dem göttlichen in uns, der Unschuld.

Mehr über Turiya Hanover

Turiya Hanover
Turiya Hanover ist Lebens- und Beziehungsberaterin und hilft Menschen in ihrem persönlichen Wachstumsprozess seit über 30 Jahren. Sie designte und co-kreierte neue Prozesse wie z.B. Path of Love und Tantra Training. Sie ist ausgebildet in Gestalt Therapie, Psychodrama, Familien-Therapie und Trauma-Therapie u.v.m
Foto © Turiya Hanover

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von Andrea Danke

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